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Home Inhaltsverzeichnis : Umgang mit der Demokratie

Bundesrepublik Deutschland – Staat des Gemeinwohls?

Inhaltsverzeichnis:

01 Deutschlands Name
02 Die res publica des Marcus Tullius Cicero
03 Die erste Republik der Neuzeit
04 Republik – ältester Begriff eines politischen Gemeinwesens
05 Lohnende Wiederentdeckung der Republik
06 Die Republik und ihre Bürger
07 Rousseaus Bürgerrepublik
08 Das Gemeinwohl
09 Republikanische Werte in Deutschland
10 Die Lebenswirklichkeit der wirklich Reichen
11 Ausverkauf der Bundesrepublik
12 Der Preis der Wiedervereinigung
13 Besitz – Allmende – Eigentum
14 Ayn Rand – Philosophin der Republikaner
15 Diktatur des Relativismus der Wörter und Werte
16 Der unpolitische Gesellschaftsmensch
17 Die staatsfinanzierte Zivilgesellschaft von heute
18 Braucht es rechte Parteien?
19 Der dem Gemeinwohl verpflichtete Bürger
20 Der Kampf gegen Rechts grenzt an Ablenkung
21 Quellen

01 Deutschlands Name

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Mit den Worten „Bundesrepublik Deutschland“ benennt das Grundgesetz den Namen des deutschen Staates. Dass es sich auch bei den deutschen Ländern, die sich zu einem Bund zusammengeschlossen haben, ebenfalls um Republiken handelt, davon kann ausgegangen werden. Diesbezüglich heißt es im Grundgesetz wie folgt:

Artikel 28 Abs. 1 Satz 1 GG
(1) Die verfassungsmäßige Ordnung in den Ländern muss den Grundsätzen des
republikanischen, demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Sinne dieses Grundgesetzes entsprechen.

Der Begriff „Republik“ hat im deutschen Staatsrecht lediglich die Bedeutung von: Nicht-Monarchie.

Anders ausgedrückt: Bei dem Staatsoberhaupt in Deutschland handelt es sich um eine Privatperson, die oder der auf Zeit das Amt des Bundespräsidenten übertragen wird. Gewählt wird der Bundespräsident bzw. die Bundespräsidentin durch die Bundesversammlung für die Dauer von 5 Jahren.

Art 54 Abs 1 und 2 GG
Der Bundespräsident wird ohne Aussprache von der Bundesversammlung gewählt. Wählbar ist jeder Deutsche, der das Wahlrecht zum Bundestage besitzt und das vierzigste Lebensjahr vollendet hat.
(2) Das Amt des Bundespräsidenten dauert fünf Jahre. Anschließende Wiederwahl ist nur einmal zulässig.
[...]

Wer Republik solchermaßen marginalisiert definiert und meint, dass dadurch alles über die Staatsform der Republik ausgesagt worden ist, der irrt. Zumindest Hans Kelsen (1881-1973), der von vielen als der Staatsrechtler des 20. Jahrhunderts angesehen wird, hat der Republik in seinem Buch „Verteidigung der Demokratie“, ein ganzes Kapitel gewidmet.

In diesem Kapitel, das die Überschrift „§ 47 Die Republik“ trägt, erläutert Kelsen auf immerhin 14 Seiten ein Wahlrecht, das in einer Republik einzufordern ist, ohne in seinen Ausführungen auch nur einmal das Wort Republik zu erwähnen, außer in der Kapitelüberschrift.

Anders ausgedrückt: Die moderne Demokratie, auch wenn sie in der Überschrift als Republik ausgewiesen wird, beruht - nach Ansicht von Karl Kelsen  auf den politischen Parteien, und die müssen nun einmal gewählt werden.

Diese Einsicht von Hans Kelsen hat sich das Grundgesetz zu eigen gemacht wie keine deutsche Verfassung zuvor. Die Folge davon ist, dass Parteieninteressen den Interessen der Allgemeinheit – also dem Gemeinwohl – vorangehen.

In der Weimarer Reichsverfassung aus dem Jahr 1919 stand das Wort Republik - im Gegensatz zu heute – ganz vorn im Verfassungstext:

Artikel 1 WRV
Das Deutsche Reich ist eine Republik. Die Staatsgewalt geht vom Volke aus.

Erklärter Wille der Mitglieder im Parlamentarischen Rat war es bei der Formulierung des Wortlautes des Grundgesetzes aber, die Fehler der Weimarer Reichsverfassung nicht zu wiederholen. Ob es im Rahmen der Ausformulierung des Grundgesetzes klug war, auf das Wort Republik zu verzichten, kann und muss bezweifelt werden, denn ideengeschichtlich ist die Republik der Rahmen, in dem sich eine Demokratie überhaupt entfalten kann.

Im Gegensatz zum Text des Grundgesetzes, enthalten einige Landesverfassungen der Bundesrepublik Deutschland das Wort Republik:

  • Hessen: Im Artikel 65 der Verfassung des Landes Hessen heißt es zum Beispiel, dass Hessen ist eine demokratische und parlamentarische Republik ist.

  • Baden-Württemberg: Im Artikel 23 heißt es, dass das Land ein republikanischer, demokratischer und sozialer Rechtsstaat ist.

  • Im Gegensatz dazu heißt es in den Artikeln 1 bis 3 der Verfassung des Freistaates Bayern, dass Bayern ein Freistaat ist, in dem das Volk seinen Willen durch Wahlen und Abstimmungen kundtut und als ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat dem Gemeinwohl dient.

In keiner anderen Landesverfassung habe ich die staatliche Verpflichtung, dem Gemeinwohl zu dienen, so klar ausformuliert gefunden, wie in der Verfassung des Freistaates Bayern. Freistaat ist im übrigen ein Wort, das auch als Republik verstanden werden kann. Wie dem auch immer sei: Das Wort Gemeinwohl gehört ideengeschichtlich zum Kern einer Republik, die wirklich eine Republik sein will. Dazu später mehr.

02 Die res publica des Marcus Tullius Cicero

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Marcus Tullius Cicero (106 bis 43 v. Chr.), schrieb sein staatsphilosophisches Werk „De re publica“ in einer Zeit der Krise und zunehmender Spannungen in der römischen Republik, die dann durch Caesar ihr Ende fand, als dieser im Jahre 45 v. Chr. zum Diktator auf Lebenszeit ernannt wurde, denn seine Alleinherrschaft bedeutete das Ende der res publica libera, der „freien“ Republik Roms. Diese Gefahr voraussehend, schrieb Cicero um 53 v. Chr. eine auch heute noch lesenswerte Streitschrift: Der Staat – De re publica.

Cicero: Der Staat ist Sache des Volkes, das Volk aber ist nicht jede zusammengescharte Vereinigung von Menschen, sondern die Vereinigung ist zu einer Einheit zusammengefasst durch die Übereinstimmung des Rechts und durch die Gemeinschaft des Nutzens.

Solch einen Staat bezeichnete Cicero als eine Republik.

Auf die Frage, wie ein solches ideales Gemeinwesen erhalten werden kann, geht Cicero von der Vorstellung aus, dass dafür ein kluger Mann benötigt wird. Ein Mann, der Ansehen und Führerqualitäten besitzt und mutig ist. Der dem Volk gerecht hilft und diesem Eintracht verschafft.

Einen solchen Mann gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nicht, denn in dieser Republik hat das Staatsoberhaupt im Hinblick auf zu treffende politische Entscheidungen kaum nennenswerten Einfluss.

In der Bundesrepublik Deutschland beruht das politische System, also die Demokratie, auf der Macht der politischen Parteien, die von den Wählern durch deren Wahlentscheidung damit beauftragt werden, die Geschicke des Landes nach der Wahlentscheidung in ihrem Sinne auszuüben.

Dass dies in einem erkennbar werdenden Maße nicht mehr gelingt, soll an dieser Stelle lediglich als eine Schwäche benannt werden, die wohl nur dann in Stärke umgewandelt werden kann, wenn sowohl dem Wahlvolk als auch den politischen Eliten erneut bewusst wird, was es bedeutet, einen Staat zu pflegen, zu steuern und zu gestalten, der sich selbst als eine Republik versteht und sich auch als solche benennt, denn im Zentrum einer Republik steht – zumindest ideengeschichtlich – die Förderung des Allgemeinwohls.

03 Die erste Republik der Neuzeit

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Durch die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika, die am 4. Juli 1776 ratifiziert wurde, trennten sich 13 britische Kolonien in Nordamerika von Großbritannien und erklärten damit, einen eigenen souveränen Staatenbund bilden zu wollen.

Bevor sich die Vereinigten Staaten jedoch 1788 als föderative Republik konstituieren konnten, mussten noch viele programmatische und interessensbedingte Gegensätze durch Kompromisse überwunden werden, die zwischen den Unterzeichnern gefunden werden mussten.

In diesem Zusammenhang betrachtet gibt es wohl kaum ein Dokument freiheitlich-republikanischen Verfassungsdenkens, wie die in den 1787/88 erschienenen „Federalist Papers“, die anlässlich der Debatte um die Ratifizierung der amerikanischen Verfassung entstanden und einem großen Publikum zugänglich gemacht wurden.

Bei den Federalist Papers handelt es sich um 85 Essays, die für die Ratifizierung der Verfassung der Vereinigten Staaten bedeutsam waren. Diese Aufsätze, die von James Madison, Alexander Hamilton und John Jay verfasst wurden, trugen entscheidend dazu bei, die öffentliche Meinung in New York für die Annahme der neuen Verfassung zu beeinflussen. Antworten auf die Frage, wie sich die Verfasser dieser Aufsätze die zu schaffende Republik vorstellten, geben die folgenden Zitate aus den Federalist Papers [En01].

Nr. 9 – Alexander Hamilton

Ich meine eine konföderierte Republik. Diese Regierungsform ist eine Übereinkunft, durch die mehrere kleinere Staaten sich einverstanden erklären, Mitglieder eines größeren zu werden, den sie zu bilden beabsichtigen. Es ist eine Art von Vereinigung von Gemeinschaften, die eine neue konstituieren, welche durch Bildung neuer Assoziationen in der Lage ist, sich so lange zu vergrößern, bis sie einen Grad von Macht erreicht hat, der für die Sicherheit der vereinigten Gemeinschaft zu sorgen erlaubt.

Eine konföderierte Republik ist ein Bundesstaat.

Nr. 52 – James Madison

Gerechtigkeit ist ein Ziel der Regierung [der zu schaffenden Republik]. Sie ist das Ziel der bürgerlichen Gesellschaft. Dieses Ziel wurde immer verfolgt und wird immer verfolgt werden, bis es erreicht ist oder die Freiheit bei seiner Verfolgung verlorengegangen ist. [...]. In der Republik der Vereinigten Staaten mit ihrer großen Ausdehnung und ihrer enormen Vielfalt von Interessen, Parteien und religiösen Sekten könnte es kaum zu einer Koalition von einer Mehrheit der Gesamtgesellschaft kommen, die irgendwelche anderen Prinzipien zur Grundlage hätte, als die der Gerechtigkeit und des Gemeinwohls. [...].

Je größer die Gesellschaft ist – vorausgesetzt, die Größe hält sich in praktikablem Rahmen -, um so mehr wird sie zur Selbstregierung befähigt sein. Zum Glück für die republikanische Sache kann man die noch im Rahmen der Handhabbarkeit liegende Sphäre sehr weit ausdehnen, indem man die Grundsätze des Föderalismus auf kluge weise modifiziert und miteinander vermischt.

Anders ausgedrückt: Die konföderierte Republik der Vereinigten Staaten ist eine Regierungsform, die der Gerechtigkeit und dem Gemeinwohl entsprechen muss. Diese beiden Anforderungen können aus der Entstehungsgeschichte der Sprachfigur „Republik“ als Wesensmerkmale angesehen werden, so die Verfasser der „Federalist Papers“ in ihrer Argumentation.

Nr. 62 – James Madison

Eine gute Regierung erfordert zweierlei: erstens Treue gegenüber dem Ziel der Regierung, das im Glück des Volkes besteht, zweitens die Kenntnis der Mittel, durch die dieses Ziel am besten zu erreichen ist. Einigen Regierungen mangelt es an beidem, den meisten Regierungen mangelt es an ersterem.

An anderer Stelle, bezogen auf das Handeln der Regierung, heißt es im Essay 62, dass die geltenden Gesetze nicht für wenige, sondern für die Vielen gemacht werden müssen.

Mit einem Wort: Es kann keine bedeutende Verbesserung und kein lobenswertes Unternehmen in Gang gebracht werden, die den Schutz eines stabilen Systems nationaler Politik erfordern, [also dem Gemeinwesen schaden].

Warum?

Keine Regierung wird – ebenso wie kein einzelner Mensch – lange respektiert werden, ohne wahrhaft respektabel zu sein; noch wird sie wahrhaft respektabel sein, ohne ein gewisses Maß an Ordnung und Stabilität aufweisen zu können.

Die Verfasser der Federalist Papers gaben auch Antwort auf die Frage, wie sich die bürgerlichen Freiheiten am wirkungsvollsten sichern ließen.

Die Antwort lautete: Durch Beschränkung der Macht, letztlich sogar - scheinbar paradox – durch Beschränkung der Macht des Volkes. Dafür sollte ein System der „checks und balances“ sorgen, das ein Gleichgewicht der Kräfte garantieren würde, so das die Freiheit nicht in eines der beiden drohenden Extreme umschlagen konnte: Weder in eine Anarchie noch in eine Diktatur.

Wie dem auch immer sei: Die liberale Regierung, eingebunden in den Rahmen einer Republik, nahm in den USA seinen Lauf. Auffallend ist, dass in den Federalist Papers von den Autoren hinsichtlich der zu bildenden Konföderation nur von Republik die Rede ist und nie von der Demokratie.

Auch von den Philosophen der damaligen Zeit wurde die Republik als ein Staatskörper verstanden, der es einer Demokratie erst ermöglichte, sich in diesem Rahmen, diesem „Körper gemeinschaftlicher Interessen“ überhaupt entwickeln zu können.

04 Republik – ältester Begriff eines politischen Gemeinwesens

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Die Republik als ein ideengeschichtliches Vorstellungsbild eines politischen Gemeinwesens kann als das gemeinsame ideengeschichtliche Erbe Europas schlechthin angesehen werden.

Ulrike Guérot: Der Begriff „Republik“ hat im Sprachgebrauch einen uralten Resonanzboden und edlen Klang, ist er doch der Kernbegriff der politischen Ideengeschichte in Europa schlechthin. [...]. Denn im Begriff der Republik sind mehrere Ebenen mitgedacht: eine politische Ordnung, die organisch oder körperschaftliche Konzeption eines Ganzen und mithin eine gesellschaftliche Ordnung, die gemeinwohlorientiert und sozialverpflichtend ist.[...]. Die Republik ist mithin eine Zusammenschau von bürgerlichen, politischen und sozialen Rechten. Bei der Republik geht es um die res publica, die öffentliche, gemeinsame Sache, also um das Bürgerwohl [En02].

An anderer Stelle heißt es:

Ulrike Guérot: Im Kern bedeutet Republik zugleich Rechtsordnung, Personenverband und Gemeinwohl. Republik – res publica – heißt im Wortsinn „die Sache aller“ oder „die öffentliche Sache“. Die Republik ist damit ein Gemeinwesen, das auf das Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet ist und auf einer politischen Grundordnung basiert. Die Republik organisiert das Wir. [...]. Die Republik kennt nur Bürger [En03].

Der französische Karikaturist, Maler und Bildhauer Honoré Daumier (1808 bis 1879), schuf, als die Zweite Republik 1848 geboren wurde, ein Gemälde der Republik. Dargestellt wurde eine „stillende Republik“, also eine Frau, die zwei Säuglinge zugleich nährte. Diese Allegorie sollte die klassische Tugend der Nächstenliebe darstellen, die eine Republik auszeichnet.

La republique

Der Historiker und Politiker François Pierre Guillaume Guizot (1787 bis 1874) vertrat die Meinung, dass die gemalte Republik des Malers Honoré Daumier viel mehr als die Zärtlichkeit einer Mutter, sondern eher „eine Art religiösen Ernst“ offenbare, in der Nächstenliebe als eine zu erfüllende allgemeine Pflicht anzusehen sei, die dem Wesen der Republik entsprechen würde: dem Gemeinwohl [En04].

Mit anderen Worten: Das Wort Republik steht nicht nur für irgendeinen Zustand des Gemeinwesens, nämlich keine Monarchie zu sein, so die vereinfachte Sichtweise von Staatsrechtlern, die Republik lediglich als ein Staat zu verstehen ist, an dessen Spitze eine gewählte Zivilperson steht. Zur Wortbedeutung von Republik gehört vielmehr zuerst einmal die Vorstellung eines organischen Gesamtkörpers, der als politischer Körper den Menschen, die sich diesem Gemeinwesen verpflichtet fühlen, die Möglichkeit bietet, sich politisch zu organisieren.

So auch die Sichtweise von Jean-Jacques Rousseau (1712 bis 1778) und seiner Philosophie des Gesellschaftsvertrages aus dem Jahr 1762, in dem zwei Schlüsselbegriffe enthalten sind, die eine Republik ausmachen:

  • Die volonté générale (der allgemeine Wille)
    und

  • Die volonté de tous (der Wille aller).

Während die volonté générale für das Gemeinschaftsinteresse und das damit untrennbare Gemeinwohl steht, fordert die volonté de tous den Willen aller ein. Das aber würde voraussetzen, den Menschen zu befreien, denn: „der Mensch wird frei geboren und liegt doch überall in Ketten“.

Diesen Zustand zu ändern, das war Rousseaus Vision, die dazu führte, dass die Triade Liberté, Égalité, Fraternité zum Wahlspruch der Französischen Revolution 1789 werden konnte und auch heute noch in der Verfassung der Fünften Republik von 1958 enthalten ist.

Dort heißt es:

Artikel 2
Die Sprache der Republik ist Französisch.
Das Nationalemblem ist die blau-weiß-rote Trikolore.
Die Nationalhymne ist die Marseillaise.
Der Wahlspruch der Republik lautet: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.
Ihr Grundsatz lautet: Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk [En05].

Eine solche Republik kennt das Grundgesetz nicht. Und was den politischen Mainstream anbelangt, der möchte am liebsten nicht nur das Wort Volk im Grundgesetz durch „die hier Lebenden“ und auch die Nationalflagge am liebsten durch die Regenbogenfahne ersetzen.

Die Franzosen sehen das anders, denn die Verfasser des oben zitierten Artikels 2 gehen von der Vorstellung aus, dass nur die Republik der Demokratie den Rahmen geben kann, um sich entfalten zu können. Dieser Vorrang der Republik vor der Demokratie ist darauf zurückzuführen, dass Demokratien prinzipiell auch gefährlich sein können, denn die Mehrheit der Straße ist noch lange keine Demokratie, denn die Straße schützt vor Willkür nicht. Wohl aber die Republik, in der das Gemeinwohl im Zentrum steht.

Die Demokratie bedarf insoweit eines Rahmens, einer Fassung, die die „Herrschaft des Volkes“ fest mit einer Staatsform verbindet. So auch Hanna Arendt in ihrem Buch „Über die Revolution“, in der es heißt:

Hannah Arendt: Charakteristisch ist, dass das Wort „Demokratie“, welches die Rolle und die Herrschaft des Volkes hervorhebt, verhältnismäßig spät das Wort „Republilk“ aus dem Sprachgebrauch verdrängte; dies geschah jedenfalls in Frankreich erst 1794, dem letzten Jahr der Revolution. Als man den König enthauptete, rief die Menge noch: „Viva la rèpublique!“ [En06]

Im Übrigen gehört zum Vorstellungsbild einer Republik auch das Bild des Aufbegehrens gegen eine Staatsgewalt, die das Volk unterdrückt oder ihm die Freiheit verweigert.

La Revolution
Die Freiheit führt das Volk

Ferdinand Victor Eugène Delacroix (1798 bis 1863) war ein französischer Maler, der anlässlich der Junirevolution von 1830  eine Szene malte, in dessen Zentrum die Göttin der Freiheit mit der französischen Tricolore in der erhobenen rechten Hand den Weg in die Freiheit zeigt.

Es lieg durchaus im Bereich des Möglichen, dass in einer Republik, in der eine Demokratie sich zu einem autoritären Staatsapparat entwickelt, erneut für die "Freiheit des Volkes" auf die Straße gegangen werden muss.

05 Lohnende Wiederentdeckung der Republik

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Wer sich mit dem Vorstellungsbild einer Republik auseinandersetzt, wird feststellen, dass dabei zentrale Begriffe der Organisation von politischen Gemeinwesen sichtbar werden, als da sind:

  • Teilhabe der Bürger am politischen Geschehen

  • Chancengerechtigkeit der Bürger

  • Recht auf Bildung

  • Recht auf Abwahl der Regierung.

Von zentraler Bedeutung dürfte jedoch wohl die Wiederentdeckung des Begriffs „Gemeinwohl“ sein, der wiederum nur im engen Zusammenhang mit den Schlüsselbegriffen „Besitz“ und „Eigentum“ verstanden werden kann, denn zur Ideengeschichte der Republik gehören auch der Zugang und die Nutzung kollektiver Güter durch alle Bürger.

Mit anderen Worten: Die Sprachfigur der Republik macht es erforderlich, sowohl über den Begriff des Eigentums als auch über den der Eigentumsordnung nachzudenken.

Die Republik mit ihrem zentralen Begriff des Gemeinwohls fordert uns also auf, über den Begriff des Eigentums und die Eigentumsordnung neu nachzudenken. „Eigentum verpflichtet“, so steht es zwar im Grundgesetz, aber nicht alles, was im Grundgesetz steht, entspricht der Wirklichkeit.

Ulrike Guérot: Der Begriff der Republik passt zum Begriff des Besitzes. Republik und Besitz sind ideengeschichtlich verschwistert. Der Neoliberalismus hingegen ist der Bruder des Eigentums – und aus diesen beiden Brüdern wurden Kain und Abel [En07].

An anderer Stelle:

Ulrike Guérot: Wer von Republik spricht, spricht von Gemeinwohl und sozialer Verantwortung. Die Republik kann nicht unsozial sein – ein Binnenmarkt schon [En08].

Warum?

Der freie Markt, so wie ihn die liberalen Demokratien praktizieren, dient nicht vorrangig dem Gemeinwohl, sondern der Gewinnmaximierung.

06 Die Republik und ihre Bürger

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Genauso wie das Wort Republik, hat auch das Wort Bürger heute eine andere Bedeutung bekommen, die sich wie folgt beschreiben lässt: Weg vom wahrhaftigen Bürger, der eine enge kulturelle und sprachliche Verbindung zum Gemeinwesen hatte hin zum legalen Bürger, dessen Zugehörigkeit zum Gemeinwesen sich allein aus dem Besitz der Staatsbürgerschaft ergibt.

Diese inhaltliche Veränderung lässt es zu, zwischen einem liberalen und einem republikanischen Verständnis von Staatsbürgerschaft zu unterscheiden.

Während die liberale Auffassung vom (Staats)Bürger sich allein auf den Besitz der Staatsbürgerschaft stützt, woraus sich ein formaler Rechtsstatus ableiten lässt, der von dem Inhaber der Staatsbürgerschaft eigentlich nur erwartet, sich an die geltenden Gesetze halten und Steuern zahlen, definiert sich der republikanische Bürger darüber hinausgehend auch durch seine Bereitschaft, aktiv am Wohle der Gemeinschaft mitzuwirken, was natürlich auch die Bereitschaft voraussetzt, Pflichten zu übernehmen.

Anders ausgedrückt: Während liberale Konzepte den Schwerpunkt auf Status und Rechte legen, betonen republikanische Konzepte Aktivität und Pflichten, ergänzt durch ethnisch-kulturelle Aspekte der Verbundenheit, also beispielsweise die bestehende Leitkultur zu leben, sowie die jeweilige Nationalsprache zu beherrschen.

Wie dem auch immer sei: Die Voraussetzungen, unter denen in der Europäischen Union und somit auch in Deutschland, die jeweilige Mitgliedsstaatsangehörigkeit erworben werden kann, richtet sich immer noch nach dem jeweiligen Landesrecht.

Staatsbürgerschaft darf nicht käuflich sein: Diesbezüglich hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass die Staatsbürgerschaft nicht erkauft werden darf, denn im April 2025 haben die Richter des EuGH diese Praxis des Mitgliedsstaates Malta für rechtswidrig erklärt (Urteil vom 29.04.2025 - C-181/23). Die Regelung Maltas komme, so heißt es in dem Urteil, einer „Vermarktung“ der Staatsbürgerschaft gleich und verstoße gegen EU-Recht.

Die nachfolgenden Zitate aus diesem Urteil lassen erkennen, unter welchen Voraussetzungen auch in einer fast schon grenzenlosen Liberalität der EU, der Erwerb der Staatsbürgerschaft in Mitgliedsländern dennoch „gewissen Standards“ unterliegt, die nicht aufgegeben werden dürfen.

EuGH Urteil aus 2025:

Randnummer 96: Insoweit ergibt sich aus einer gefestigten Rechtsprechung des Gerichtshofs, dass dem Staatsangehörigkeitsband eines Mitgliedstaats das zwischen ihm und seinen Staatsbürgern bestehende besondere Verbundenheits- und Loyalitätsverhältnis sowie die Gegenseitigkeit von Rechten und Pflichten zugrunde liegen.

Randnummer 99: Ein Mitgliedstaat missachtet aber in offenkundiger Weise das Erfordernis eines solchen, durch die Gegenseitigkeit von Rechten und Pflichten [...] gekennzeichnetes besonderes Verbundenheits- und Loyalitätsverhältnis [...], wenn [...] die Unionsbürgerschaft im Wesentlichen als Gegenleistung für im Voraus festgelegte Zahlungen oder Investitionen verliehen wird.

Randnummer 100: Ein solches Programm kommt nämlich einer Vermarktung der Verleihung des Staatsangehörigenstatus eines Mitgliedstaats und damit auch des Unionsbürgerstatus gleich, die mit der Leitidee dieses grundlegenden Status, wie sie sich aus den Verträgen ergibt, unvereinbar ist [En09].

07 Rousseaus Bürgerrepublik

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Jean-Jacques Rousseau verstand unter einer Republik eine Gesellschaftsform, die mit der ganzen Kraft aller dafür einstand, den gemeinsam verabredeten Gesellschaftsvertrag nicht nur zu achten und zu fördern, sondern gegebenenfalls auch zu verteidigen.

Jean-Jacques Rousseau: Jeder von uns stellt gemeinschaftlich seine Person und seine ganze Kraft unter die oberste Leitung des allgemeinen Willens, und wir nehmen jedes Mitglied als untrennbaren Teil des Ganzen auf. [...]. An die Stelle der einzelnen Person jedes Vertragsabschließers setzt solch ein Gesellschaftsvertrag sofort einen geistigen Gesamtkörper, dessen Mitglieder aus sämtlichen Stimmabgebenden bestehen, und der durch ebendiesen Akt seine Einheit, sein gemeinsames Ich, sein Leben und seinen Willen erhält. Diese öffentliche Person, die sich auf solche Weise aus der Vereinigung aller übrigen bildet, wurde ehemals Stadt genannt und heißt jetzt Republik oder Staatskörper [En10].

Sobald sich solch ein Staatskörper gebildet hat, hat er dafür Sorge zu tragen, alles zu tun, um seinem Verfall bzw. seinem Untergang entgegenzuwirken. Um dem Untergang möglichst lange zu widerstehen, sollte die Republik mit der besten denkbaren Verfassung ausgestattet werden.

Von der Demokratie hatte Rousseau keine gute Meinung, denn die würde gottähnliche Kompetenzen des Volkes voraussetzen, über die das Volk aber nicht verfügen würde.

Jean-Jacques Rousseau: Gäbe es ein Volk von Göttern, so würde es sich demokratisch regieren. Eine so vollkommene Regierung passt für Menschen nicht [En11].

08 Das Gemeinwohl

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Im Sinne von Rousseau besteht in einer Republik das höchste Wohl aller in der Freiheit und der Gleichheit ihrer Bürger. Gleichheit deshalb, weil die Freiheit ohne sie nicht bestehen kann. Was Rousseau unter Freiheit versteht, lässt sich am besten mit seinen Worten selbst beschreiben. Darunter versteht Rousseau die Freiheit, den eigenen Willen auszuüben. So lange man tut, was man will, ist man frei. Und was die Gleichheit anbelangt, heißt es:

Jean-Jacques Rousseau: Was nun die Gleichheit anlangt, so ist unter diesem Worte nicht zu verstehen, dass alle eine durchaus gleich große Kraft und einen genau ebenso großen Reichtum besitzen, sondern dass die Gewalt jede Gewalttätigkeit ausschließt und sich nur kraft der Gesetze und der Stellung im Staate äußern darf, dass ferner kein Staatsbürger so reich sein darf, um sich einen andern kaufen zu können, noch so arm, um sich verkaufen zu müssen. Dies setzt auf Seiten der Großen Mäßigung des Vermögens und des Ansehens, und auf Seiten der Kleinen Mäßigung des Geizes und der Habsucht voraus.

Diese Gleichheit halten nun einige für eine politische Träumerei, die nicht in der Praxis existieren könne. Wenn jedoch der Missbrauch unvermeidlich ist, folgt daraus, dass man ihn nicht wenigstens einschränken muss? Weil der Lauf der Dinge stets auf die Zerstörung der Gleichheit ausgeht, deshalb muss gerade die Kraft der Gesetzgebung stets auf ihre Erhaltung ausgehen [En12].

09 Republikanische Werte in Deutschland

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Was das Allgemeinwohl anbelangt, findet man diesen republikanischen Wert im Grundgesetz an folgenden Stellen:

Art 14
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.

Art 56
Amtseid des Bundespräsidenten

Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

Art 87e
(4) Der Bund gewährleistet, dass dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen, beim Ausbau und Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen des Bundes sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung getragen wird.

Auch im Koalitionsvertrag zwischen der CDU/CSU und der SPD wird diese Sprachfigur nur zweimal verwendet:

2757 - 2759
Kirchen und Religionsgemeinschaften leisten einen unverzichtbaren Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das
Gemeinwohl. Wir fördern den interreligiösen Dialog und schützen die Religions- und Weltanschauungsfreiheit.

2861 - 2863
Wir verschärfen den strafrechtlichen Schutz von Einsatz- und Rettungskräften, Polizisten sowie Angehörigen der Gesundheitsberufe und prüfen einen erweiterten Schutz für Kommunalpolitiker sowie für das
Allgemeinwohl Tätige [En13].

In der Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich März (CDU), die er am 14. Mai 2025 im Deutschen Bundestag gehalten hat, kommt das Wort „Allgemeinwohl“ gar nicht vor.

Diese Regierungserklärung ist vielmehr Ausdruck eines neuen autoritären Liberalismus, in dem die freien Märkte, der Aufbau einer disziplinierten Armee, und die Rechtfertigung einer Verschuldung der Steuerzahler für unverzichtbar gehalten wird, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen.

Soziale Gerechtigkeit ist in dieser Regierungserklärung eher von marginaler Bedeutung.

Bundeskanzler Friedrich März: Wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft wiederherstellen, wenn Deutschlands Wirtschaft wieder wächst, dann sichern wir dadurch auch unseren Sozialstaat – einen Sozialstaat, der eine der ganz großen Errungenschaften der Bundesrepublik Deutschland ist und der ein Garant ist und bleibt für den sozialen Frieden in unserem Land [En14].

Anders ausgedrückt: Die neue Bundesregierung vertraut darauf, dass dann, wenn die Märkte gestärkt, die Außenpolitik militarisiert und Bundeswehr und Infrastruktur durch Schulden „saniert“ und wieder kriegsfähig gemacht worden sind, sich Freiheit dann wieder ganz von selbst einstellen wird.

Das Wort „Gerechtigkeit“ verwendet Bundeskanzler Friedrich Merz in seiner Regierungserklärung ebenfalls nicht. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen, von denen nur einer näher beleuchtet wird.

Mit anderen Worten: Wäre Gerechtigkeit eine zu erbringende Regierungsleistung, dann ließe sich der nachfolgend nur ganz kurz skizzierte Blick in die reale Lebenswelt der wirklich Reichen in Deutschland, nicht mehr als gelungene Sozialpolitik „verkaufen“ und auch nicht mehr als Förderung eines Wirtschaftssystems begreifen, das Wohlstand für alle generieren soll. Aber entscheiden Sie selbst.

10 Die Lebenswirklichkeit der wirklich Reichen

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Am Beispiel von BMW soll aufgezeigt werden, warum die soziale Gerechtigkeit in Deutschland in Schieflage geraten ist. Das durchschnittliche Jahresgehalt eines Facharbeiters in Deutschland liegt bei etwa 38.700 bis 39.672 Euro brutto, das entspricht einem monatlichen Bruttogehalt von 3.225 bis 3.306 Euro.

Das durchschnittliche Jahresgehalt bei der BMW Group umfasst, je nach Position und Erfahrung des jeweiligen Mitarbeiters, ein Jahresgehalt 30.000 bis hin zu 100.000 Euro. Aus dieser breiten Streuung der Gehälter lässt sich ein durchschnittliches Jahreseinkommen in Höhe von 50.000 Euro errechnen, das entspricht im Übrigen auch dem mittleren Bruttojahresverdienst, gemessen am Median. Der latg 2024 in Deutschland - einschließlich Sonderzahlungen - bei 52 159 Euro [En15].

Eine kurze Gegenüberstellung der existierenden Gegensätze

  • 50.000 Euro ist der durchschnittliche Jahresverdienst aller Beschäftigten in Deutschland

  • 8,2 Millionen Euro erhielt 2023 der Vorstandsvorsitzende von BMW, Oliver Zipse

  • 2 Milliarden für die Quanterben: BMW hat 2023 einen Gewinn von 12 Milliarden Euro (nach Steuern) erzielt und plant, 4 Milliarden Euro Dividenden auszuschütten  [En16]. Susanne Klatten und Stefan Quandt besitzen zusammen fast die Hälfte des BMW-Konzerns und werden folglich Dividenden in Höhe von gut 2 Milliarden Euro erhalten.
    Susanne
    Klatten ca. 1 Milliarde
    Stefan
    Quandt ca. 1 Milliarde.

Der durchschnittlich Beschäftigte in Deutschland verdient 50.000 Euro pro Jahr. Der Vorstandsvorsitzende von BMW, Oliver Zipse, erhielt 2023 ein Jahresgehalt von gut 8,2 Millionen Euro. Das entspricht dem Jahreseinkommen von 164 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die als Vollerwerbstätige anzusehen sind.

Wie dem auch immer sei: Die Hälfte der Ausschüttung der Aktiendividende bei BMW wird an die beiden Großaktionäre Stefan Quandt und Susanne Klatten ausgezahlt werden. Die Dividende betrug 2024 gut 2 Milliarden Euro.

Verglichen damit, sind 8,2 Millionen des Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse von BMW nichts anderes als Kleingeld.

Und wie sieht der Vergleich zum Durchschnittsverdiener aus?

Wird diese Dividende von 2 Milliarden Euro in Relation gesetzt zu dem Durchschnittseinkommen von ca. 50 000 Euro pro Jahr eines Durchschnittsverdieners, dann ergibt sich daraus ein schier unglaubliches Ergebnis.

2 Milliarden zu 50.000 bedeutet, dass gut 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Jahr arbeiten müssen, um eine Dividende in Höhe von 2 Milliarden Euro überhaupt erarbeiten zu können.

Bei solch einem Unterschied zwischen „oben“ und „unten“ erscheint es zumindest auf den ersten Blick durchaus sozial zu sein, dass für das Jahresgehalt von Oliver Zipse, dem Vorstandsvorsitzenden von BMW, lediglich gut 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Durchschnittseinkommen von 50.000 Euro pro Jahr, ein ganzes Jahr arbeiten müssen.

Solch eine Liste des „Unsozialen“ ließe sich fortsetzen.

Wer in Kenntnis dieser Ungleichheit immer noch meint, in einem Sozialstaat zu leben, widerspricht im Übrigen nicht nur der christlichen Sozialethik, ohne die sich das bisher beschriebene Vorstellungsbild eines republikanischen Gemeinwesens, zu dessen Kern das Allgemeinwohl und auch die soziale Gerechtigkeit gehören, gar nicht hätte entwickeln können. Mäßigung gehört im Übrigen auch zu den Haupttugenden der christlichen Sozialethik, weil diese Tugend zur Klugheit gehört.

Warum?

Klugheit im Sinne abendländisch-christlichen Denkens lässt sich nur dann in ihrer gesamten Wortbedeutung erfassen, wenn die Klugheit im Zusammenhang mit den anderen natürlichen Tugenden gesehen und verstanden wird, denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Klugheit kann somit nicht als eine isolierte Tugend betrachtet werden. Zu ihr gehören auch die anderen weltlichen Tugenden, als da sind: Gerechtigkeit, Mut und die Bereitschaft zum Maßhalten.

Maßhalten aber ist eine Tugend, die in Krisenzeiten immer von denen erwartet wird, die Sozialkosten verursachen.

Wie dem auch immer sei: Auch Thomas Piketty, ein renommierter Ökonom und Wirtschaftswissenschaftler hat in seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ überzeugend nachgewiesen, dass, wenn die Einkommens- und Vermögensunterschiede zu groß werden, eine Gesellschaft sich dadurch sozusagen sehenden Auges selbst zerstört.

Thomas Piketty: Eine plausible Interpretation [von sozialer Gleichheit] lautet, dass soziale Ungleichheiten nur dann vertretbar sind, wenn sie im Interesse aller und namentlich der benachteiligten sozialen Gruppen liegen [En17].

Und was die Unterschiede in den Gehältern anbelangt, kommt Thomas Piketty zu dem Ergebnis, dass eine Gesellschaft wohl nur dann dauerhaft zusammenhalten kann, wenn der Unterschied zwischen den Grundeinkommen und den höchsten Einkommen sich an einem Faktor 1:5 orientiert, eine Größenordnung von 1:10 aber nicht überschreiten sollte. Das sind Werte, die heute bereits um das Hundertfache und auch um das Tausendfache überschritten werden.

Mit anderen Worten: Jeder, der aufgrund seines Aktienvermögens eine Dividende in Höhe von 1 Milliarde Euro erhält, verfügt damit über ein Einkommen, dass sich in etwa wie folgt „herunterbrechen“ lässt:

  • 1.000.000.000 Euro Jahresdividende

  • 83.000.000 Euro pro Monat

  • 19.000.000 Euro pro Woche

  • 2.800.000 Euro pro Tag

  • 117.000 Euro pro Stunde

  • 1.950 Euro pro Minute

  • 33 Euro pro Sekunde.

11 Ausverkauf der Bundesrepublik

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Nur zur Erinnerung: In den 1970er Jahren begann die Privatisierung. Auch in Deutschland wurde das Soziale zunehmend der Marktwirtschaft zugänglich gemacht. Es würde zu weit führen, diesen Vorgang im Einzelnen zu erörtern, insoweit muss es ausreichen, am Beispiel der Deutschen Bahn aufzuzeigen, wie öffentliches und soziales Eigentum zur Privatsache erklärt wurde.

Wie dem auch immer sei: Dem Reichtum wollte man zuschustern, was man der Gesellschaft, den Staatsbürgern und damit dem Allgemeinwohl entzog. Die Folge davon ist, dass heute die Bahnkunden froh sein müssen, wenn der Zug, den sie nutzen wollen, überhaupt einläuft. Dennoch herrscht bis heute immer noch der Glaube daran vor, dass alles Öffentliche von Übel, und nur das „Private“ das Gute ist.

War es noch Willy Brandt (1913 bis 1992) der 1969 im Deutschen Bundestag forderte, mehr Demokratie zu wagen, publizierte der heutige Bundeskanzler Friedrich Merz bereits 2008 ein Buch mit dem Titel: „Mehr Kapitalismus wagen: Wege zu einer gerechten Gesellschaft“.

Spiegel.de vom 14.10.2008: „Die Deutschen sollten den Kapitalismus verstehen, damit er gerettet werden kann“, heißt es am Schluss der 200-seitigen Streitschrift. „Und retten müssen wir den Kapitalismus, denn ohne Kapitalismus gibt es keinen Sozialstaat, und ohne Sozialstaat gibt es keine soziale Gerechtigkeit.“ [En18]

Offensichtlich war dem Verfasser dieses Buches entgangen, was für einen hohen Preis das Allgemeinwohl im Rahmen der Privatisierung öffentlichen Eigentums und insbesondere im Rahmen der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zu zahlen hatte.

12 Der Preis der Wiedervereinigung

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Der Preis der Wiedervereinigung kann nur als eine Zerstörung des Allgemeinwohls bezeichnet werden.

Manova-News.de vom 17. Mai 2025: Der Preis der Wiedervereinigung war die Zerstörung Deutschlands als sympathisches, international geachtetes Land. Alles, was die Nachkriegsgenerationen in Ost und West erarbeitet und als Volks-bzw. Staatsvermögen im eigenen Land aufgebaut hatten, kam unter den Hammer und wurde dem räuberischen internationalen Reichtumskomplex übereignet.

Dazu gehörten unter anderem:

  • Die Deutsche Bundespost. Sie wurde 1995 aufgespalten und „börsenfit“ gemacht. Deutsche Bundesbahn und Reichsbahn wurden 1994 zur Deutsche Bahn AG;

  • Flughäfen und Luftraum. Teilprivatisierung diverser Flughäfen und Ausgliederung der Flugsicherung

  • 2009 die Strom- und Gasversorgung. Sie befand sich traditionell in kommunaler oder Landeshand;

  • Wasserwirtschaft. In vielen Kommunen wurden Wasserwerke privatisiert oder teilprivatisiert;

  • Wohnungsbau und Immobilien. Zahlreiche kommunale Wohnungsbaugesellschaften wurden verkauft;

  • Gesundheit und Pflege. Krankenhäuser durchliefen seit den 1990ern eine massive Privatisierungswelle; Pflegeeinrichtungen. Pflegeversicherung im Jahr 1995 brachte Marktöffnung;

  • Bildung und Wissenschaft. Sie sind zwar formal „öffentlich“, realiter jedoch vielfach unter privater Kontrolle;

  • Medien. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk blieb bestehen, aber der Druck durch private Konkurrenz stieg massiv; Verkauf von staatlichen Druckereien, Studios, Frequenzbereichen;

  • Beteiligung internationaler Konzerne an ehemals nationalen Medienhäusern; Infrastruktur/Maut/Digitalisierung. Autobahnprivatisierungen durch Public Private Partnerships (PPP); Privatisierung der Nebenbetriebe der Bundesautobahnen; Digitalisierung der Verwaltung, zunehmend von externen Konzernen betreut.

Insgesamt können wir festhalten: Die Privatisierungspolitik war kein Zufall. Der öffentliche Sektor wurde nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch im Westen massiv zurückgedrängt. Was früher Gemeineigentum war, wurde Schritt für Schritt in die Hände der Kapitalmärkte übergeben [En19].

Es würde zu weit führen, aufzuzeigen, welche gravierenden und umfangreichen Veränderungen erforderlich wären, um die Bundesrepublik Deutschland wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, um aus ihr wieder eine richtige Republik zu machen. Das würde es im Übrigen auch erforderlich machen, Begriffe wie Besitz, Allmende und Eigentum wieder so zu interpretieren, wie das dem Gemeinwohl entsprechen würde.

13 Besitz – Allmende – Eigentum

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Die tatsächliche Herrschaft einer Person über eine Sache wird als Besitz bezeichnet und ist in den §§ 854 ff. BGB geregelt. Ein unmittelbarer Besitz liegt vor, wenn eine Person die tatsächliche Sachherrschaft ausübt, während ein mittelbarer Besitz vorliegt, wenn jemand den Besitz von einem Eigentümer vermittelt bekommt. So der Extrakt des Rechtsbegriffs „Besitz“, wie er heute definiert wird.

Im Zusammenhang mit der ideengeschichtlichen Entwicklung der Sprachfigur „Republik“, steht die Inbesitznahme einer Sache aber auch in einem engen Zusammenhang mit der Sprachfigur Allmende. Darunter versteht man seit dem Mittelalter ein nutzbares Land, das zu einem Dorf gehört und von den Bauern des Dorfes als Gemeinschaftseigentum genutzt werden kann und darf.

Wikipedia: Die Allmende ist sozusagen ein Teil des Gemeindevermögens, das als gemeinschaftliches Eigentum von der gesamten Bevölkerung benutzt werden darf.

Die Einhegung der Allmende: Die seit dem Spätmittelalter in nahezu ganz Europa um sich greifende Einhegung sollte das Ende der traditionellen Landallmende besiegeln. In England reichen die Anfänge dieser Entwicklung bis vor das 13. Jahrhundert zurück und erreichten im 15. und 16. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt. [...]. Pächter würden von Haus und Hof vertrieben, damit »ein einziger Prasser« einige tausend Morgen Ackerland einzäunen könne, klagt Thomas Morus in seiner »Utopia« (1516). Die Einhegung führte jedoch keineswegs zu einer Effizienzsteigerung, sondern lediglich zu einer Konzentration der Erträge auf einige wenige Grundbesitzer. [...]. Zu jener Zeit entwickelte sich auch der liberale Eigentumsbegriff – weg von Besitz- und Nutzungsrechten, hin zu veräußerbarem Privateigentum –, der uns heute sozusagen zur zweiten Natur geworden ist. [...].

Dass die Allmende auch ihre Schattenseiten hatte, soll nicht verschwiegen werden: Die Dorfgemeinschaft schottete sich nach außen ab, und die persönlichen Freiheitsrechte der Dorfgenossen waren stark eingeschränkt. Ein Zurück zur real-exisistierenden Allmende nach mittelalterlichem Vorbild ist [deshalb] heute weder möglich noch wünschenswert [En20].

Dennoch lassen sich aus dem Wissen über die Bedeutung des Allgemeinwohls und dem Wesen der Allmende Einstellungen, Überzeugungen und politisch umzusetzende Vorstellungen ableiten, die den außer Kontrolle geratenen Eigentumsbegriff von heute wieder „menschlicher machen könnten.“

Nur zur Erinnerung: In der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, von der französischen Nationalversammlung am 26. August 1789 verabschiedet, heißt es:

ART. 17
Da das Eigentum ein unverletzliches und
heiliges Recht ist, kann es niemandem genommen werden, wenn es nicht die gesetzlich festgelegte, öffentliche Notwendigkeit augenscheinlich erfordert und unter der Bedingung einer gerechten und vorherigen Entschädigung.

Weniger bekannt ist folgende Tatsache: Das Eigentumsrecht ist das einzige „heilige Recht“, das im letzten Artikel als solches benannt ist. Der Grund dafür ist, dass über Eigentumsfragen in der Nationalversammlung nicht diskutiert wurde und erst ein Tag vor der Abstimmung der „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ in der Nationalversammlung der ausformulierte Artikel 17 in die Vorlage mit dem Hinweis eingefügt wurde, darüber später zu disputieren, wenn es darum ginge, eine Verfassung auszuarbeiten.

Anders ausgedrückt: Die Vermögenden und Reichen hatten einen Weg gefunden, ihren Besitzstand zu wahren. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

14 Ayn Rand – Philosophin der Republikaner

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Eine Auseinandersetzung mit der Sprachfigur „Republik“ muss unvollständig bleiben, wenn Ayn Rand (1905 bis 1982) unerwähnt bliebe, denn sie gilt, obwohl sie mehr als 40 Jahre tot ist, immer noch als Chefideologin nicht nur der amerikanischen Rechten, sondern auch der Republikaner. Ihre Bücher waren und sind in den USA immer noch Bestseller, deren Auflagen die der Bibel deutlich übersteigen.

Wie dem auch immer sei: Ayn Rand entwarf eine Philosophie des „rationalen Eigennutzes“, den sogenannten „Objektivismus“. Diese „Philosophie“ passt auch heute noch nicht nur perfekt in die Denkweise von US-Präsident Donald Trump, sondern auch in die politischen Überzeugungen der Republikaner.

Ayn Rand forderte, dass den „Helden des Kapitalismus“ der Weg frei zu machen sei, damit diese ausschließlich zu ihrem persönlichen Vorteil handeln können.

Das Glaubensbekenntnis der Republikaner, reduziert auf zwei Wörter, liest sich deshalb bei Ayn Rand wie folgt:

  • Individualismus

  • kein Kollektivismus.

Auf der Website von Anyrand.org heißt es: „Meine Philosophie ist im Wesentlichen das Konzept des Menschen als heldenhaftes Wesen, mit seinem eigenen Glück als dem einzigen moralischem Zweck seines Lebens, mit produktiver Leistung als seiner edelsten Tätigkeit und Vernunft als seinem einzigen Absoluten.“

Mit anderen Worten: Ayn Rand schrieb Bücher, in denen sie die Menschen aufforderte, egoistisch zu sein. In dem Buch „Für den neuen Intellektuellen“, das 2016 im österreichischen Mises-Verlag erschien, heißt es unter der Überschrift „Die Seele des Individualisten“, wie folgt:

Ayn Rand: Vor Jahrtausenden entdeckte ein Mensch als Erster, wie man Feuer macht. [...]. Seine Vision, seine Kraft und sein Mut kamen aus seinem Geist. Der Geist eines Menschen jedoch ist sein Selbst. [...]. Die [Menschen als Schöpfer] waren nicht selbstlos. [...]. Der Schöpfer [Mensch] diente nichts und niemandem. Er lebte nur für sich selbst, Seite 93/94.

An anderer Stelle heißt es:

Zum Teufel mit dem Gemeinwohl: Ich will damit nichts zu tun haben, Seite 120.

An anderer Stelle:

Das grundlegende Bedürfnis des Schöpfers [Mensch] ist Unabhängigkeit. Der denkende Verstand kann unter Zwang nicht arbeiten. Er kann nicht eingeschränkt, geopfert oder unterworfen werden. Er braucht totale Unabhängigkeit bei der Wahl seiner Mittel und Zwecke. Für den Schöpfer [Mensch] sind alle Beziehungen zu anderen sekundär.

Andererseits:

Das grundlegende Bedürfnis des Zweihändlers [des Menschen] ist die Sicherung seiner Verbindungen zu Menschen, die ihn versorgen. Für ihn kommen Beziehungen zuerst. Er erklärt, der Mensch sei dazu da, anderen zu dienen. Er predigt Altruismus, Seite 95. [...].

Aber:

Man hat den Menschen beigebracht, es sei eine Tugend, mit allen anderen übereinzustimmen. [...]. Aber der Schöpfer [Mensch] ist Egoist im absoluten Sinne, und der selbstlose Mensch [also der, der sich altruistisch verhält] ist derjenige, der nicht denkt, nicht fühlt, nicht urteilt und nicht handelt, Seite 97.

Abschließend:

Das erste Grundrecht des Menschen ist das Recht auf sein Ego. Die erste Pflicht des Menschen ist die gegen sich selbst. Sein Moralgesetz lautet: nie andere zu seinem Hauptzweck zu machen. Seine moralische Verpflichtung lautet, das zu tun, was er für richtig hält, Seite 99.

Nun wäre es eine unzulässige Vereinfachung, diese Sätze als das Hauptwerk von Ayn Rand anzusehen, denn allein ihr berühmtestes Buch „Atlas Shrugged – Der freie Mensch“ umfasst 1487 Seiten in der Ausgabe des Tinktum-Verlages 2021. Allein das Kapitel „Hier spricht John Galt“ umfasst 48 Seiten, ein Kapitel, das durchaus auch heute noch als die Seele US-republikanischen Denkens angesehen werden kann.

15 Diktatur des Relativismus der Wörter und Werte

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Vor seiner Wahl als Papst Benedikt XVI., hielt Joseph Ratzinger als Dekan des Kardinalskollegiums am 18. April 2005 im Petersdom eine weltweit beachtete Predigt, in der er die „Diktatur des Relativismus“ als eine ernsthafte Gefahr sowohl für den Glauben als auch für den Humanismus bezeichnete.

Damit prägte er einen Begriff für die großen geistigen Auseinandersetzungen unserer Zeit und zeigte auf, vor welcher Herausforderung nicht nur der christliche Glaube, sondern auch der Humanismus heute steht. In seiner Rede warnte Joseph Ratzinger davor, das menschliche Ego als das Maß aller Dinge zu bezeichnen.

In der Rede heißt es:

Josef Ratzinger: Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten lässt. Wir haben jedoch ein anderes Maß: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Humanismus. [...]. Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das sich „vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin-und-hertreiben-lassen“, als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung erscheint [En21].

Dieser Relativismus lässt sich heute sogar auf den Gebrauch einzelner Wörter übertragen, die je nach ideologischer Prägung mal das Eine, aber auch das Andere bedeuten können. Das hat bedauerlicherweise zur Folge, dass der Relativismus sogar beim Gebrauch der Sprache eine Wirklichkeit hat entstehen lassen, die an die biblische Geschichte des „Turmbaus zu Babel“ erinnert. Diese biblische Geschichte schildert das Bemühen des Menschen, über mehr Schöpferkraft als Gott selbst zu verfügen. Das nahm Gott zum Anlasse, die menschliche Sprache zu verwirren.

In der Lutherbibel (1. Mose 11,7-9) heißt es:

Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! 

Dieser Zustand ist heute wieder erreicht, denn jeder versteht heute nicht nur unter den Wörtern Republik, Demokratie, Volk, Heimat, Familie und natürlich auch unter einem Mann und einer Frau möglicherweise etwas ganz anderes, als sein jeweiliger Gesprächspartner.

Und was das Wort „Republik“ anbelangt, hoffe ich, deutlich gemacht zu haben, dass dieses Wort, das zum Namen der Bundesrepublik Deutschland gehört, mehr ist als ein bloßer Name, bestehend aus 8 Buchstaben die lediglich eine Staatsform ausschließen sollen: die Monarchie.

Vielmehr fordert das Wort Republik geradezu dazu auf, dem Allgemeinwohl wieder die Bedeutung zukommen zu lassen die für ein friedliches Zusammenleben erforderlich ist, auch wenn das dem egoistischen Ich schwerfällt, denn die Republik ist ideengeschichtlich der Gesellschaftskörper, in denen Menschen frei, gleich und brüderlich vereint zusammenleben können, wobei mit brüderlich nicht ein Verwandtschaftsverhältnis, sondern Solidarität gemeint ist.

16 Der unpolitische Gesellschaftsmensch

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Den zu beschreiben, das ist bereits vor gut 100 Jahren Alexis de Tocqueville (1805 bis 1859) gelungen, als er im Anschluss an seine Reise durch die Vereinigten Staaten von Amerika (1831 bis 1832) seine dort gewonnenen Eindrücke „Über die Demokratie in Amerika“ in zwei Büchern publizierte (1835 und 1840).

Alexis de Tocqueville: Ich bin der Ansicht, die Art der Unterdrückung, die den demokratischen Völkern droht, wird mit nichts, was ihr in der Welt vorausging, zu vergleichen sein; unsere Zeitgenossen würden ihr Bild in ihren Erinnerungen vergeblich suchen.[...]. Ich sehe eine unübersehbare Menge ähnlicher und gleicher Menschen, die sich rastlos um sich selbst drehen, um sich kleine und gewöhnliche Freuden zu verschaffen, die ihr Herz ausfüllen. Jeder von ihnen ist, ganz auf sich zurückgezogen, dem Schicksal aller anderen gegenüber wie unbeteiligt: Seine Kinder und seine besonderen Freunde sind für ihn die ganze Menschheit; was seine übrigen Mitbürger angeht, so ist er zwar bei ihnen, aber er sieht sie nicht; er berührt sie, aber er spürt sie nicht; er lebt nur in sich und für sich selbst, und wenn ihm auch noch eine Familie bleibt, so kann man doch zumindest sagen, ein Vaterland hat er nicht mehr.

Über diesen Bürgern erhebt sich eine gewaltige Vormundschaftsgewalt, die es allein übernimmt, ihr Behagen sicherzustellen und über ihr Schicksal zu wachen. Sie ist absolut, ins Einzelne gehend, pünktlich, vorausschauend und milde. Sie würde der väterlichen Gewalt gleichen, hätte sie – wie diese – die Vorbereitung der Menschen auf das Mannesalter zum Ziel; sie sucht aber, im Gegenteil, die Menschen unwiderruflich in der Kindheit festzuhalten; sie freut sich, wenn es den Bürgern gutgeht, vorausgesetzt, dass diese ausschließlich an ihr Wohlergehen denken. Sie arbeitet gern für ihr Glück; aber sie will allein daran arbeiten und allein darüber entscheiden; sie sorgt für ihre Sicherheit, sieht und sichert ihren Bedarf, erleichtert ihre Vergnügungen, führt ihre wichtigsten Geschäfte, leitet ihre gewerblichen Unternehmungen, regelt ihre Erbfolge und teilt ihren Nachlass; könnte sie ihnen nicht vollends die Sorge, zu denken, abnehmen und die Mühe, zu leben?

Auf diese Weise macht sie den Gebrauch des freien Willens immer überflüssiger und seltener, beschränkt die Willensbetätigung auf ein immer kleineres Feld und entwöhnt jeden Bürger allmählich der freien Selbstbestimmung. Auf all das hat die Gleichheit die Menschen vorbereitet: hat sie bereit gemacht, es zu erdulden, ja es häufig sogar für eine Wohltat zu halten. So breitet der Souverän, nachdem er jeden Einzelnen der Reihe nach in seine gewaltigen Hände genommen und nach Belieben umgestaltet hat, seine Arme über die Gesellschaft als Ganzes; er bedeckt ihre Oberfläche mit einem Netz kleiner, verwickelter, enger und einheitlicher Regeln, das nicht einmal die originellsten Geister und die stärksten Seelen zu durchdringen vermögen, wollen sie die Menge hinter sich lassen; er bricht den Willen nicht, sondern er schwächt, beugt und leitet ihn; er zwingt selten zum Handeln, steht vielmehr ständig dem Handeln im Wege; er zerstört nicht, er hindert die Entstehung; er tyrannisiert nicht, er belästigt, bedrängt, entkräftet, schwächt, verdummt und bringt jede Nation schließlich dahin, dass sie nur noch eine Herde furchtsamer und geschäftiger Tiere ist, deren Hirte die Regierung ist [En22].

Diese Beschreibung passt durchaus auf den politischen Gesellschaftsmenschen von heute, der sich wenig bis gar nicht um Politik kümmert, aber dennoch – der Anlässe dafür gibt es ja bekanntermaßen viele – anfängt, wieder darüber nachzudenken, was da auf uns zukommen könnte, wenn es trotz eines von Friedrich Merz versprochenen Politikwechsels nicht zu einem solchen kommt.

Wie lange die bisher „schweigende Mehrheit“ noch in diesem Zustand des „Inruhegelassenwerdens“ gehalten werden kann, bleibt abzuwarten. Ob das gelingen wird, das dürfte wohl auch vom Verhalten der politisierten Zivilgesellschaft abhängen, die so filigran untereinander vernetzt ist, dass es ihr sogar gelingt, Hunderttausende zu aktivieren, wenn es darum geht, die Demokratie vor den Feinden von rechts zu schützen.

Eine solche Bewegung von Rechtgläubigen konnte Alexis de Tocqueville im frühen 19. Jahrhundert bei seiner Reise in den USA noch nicht finden, denn dieses „Wir der Rechtgläubigen“ kann durchaus als eine staatsfinanzierte Revolution angesehen werden, deren Wortbedeutung - gemeint ist das Wort Revolution - ursprünglich als eine Reorganisation also als eine Rückkehr zum Bewährten bzw. zum Erhalt des Bestehenden verstanden werden kann.

17 Die staatsfinanzierte Zivilgesellschaft von heute

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Was ist damit gemeint? Gemeint sind die in Organisationen tätigen Menschen, die bereits seit Jahren in der Bundesrepublik Deutschland weite Teile des Kultur- und Wissenschaftsbetriebes unter ihre Kontrolle gebracht haben. Beginnend bei den Amtskirchen bis hin zu den Universitäten.

Anders ausgedrückt: In einer schier unüberschaubaren Größenordnung mit Steuermitteln finanzierter NGOs, wurde eine milliardenschwere Infrastruktur geschaffen, die ihre Wahrheiten für alternativlos hält. Dieses steuerfinanzierte Wir hält es für demokratisch, diejenigen auszugrenzen, die zum so genannten Nicht-Wir gehören, also andere Werte für erstrebenswert halten als die, die das Wir des Mainstreams bzw. das „Wir des woken Zeitgeistes“ für den Mehrheitswillen hält.

Wie dem auch immer sei: Wer kritische Fragen stellt, gehört nicht mehr zu dem Wir der Guten, und wer die Meinung vertritt, dass eine Familie aus Vater, Mutter und Kind besteht, läuft heute bereits Gefahr, als gesichert rechts eingestuft zu werden.

In seinem Buch „Der NGO-Komplex – Wie die Politik unser Steuergeld verprasst“, weist Björn Harms nachvollziehbar darauf hin, dass und wie zahlreiche Vereine, Stiftungen und Organisationen unter dem Deckmantel der „Zivilgesellschaft“ in den vergangenen Jahren massiv an Einfluss auf die Regierungsarbeit gewonnen haben und sich auch gern für deren politische Zwecke haben einsetzen lassen.

Was unter einer Zivilgesellschaft zu verstehen ist, dazu heißt es auf der Website des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wie folgt:

BMZ.de: Heute umschreibt der Begriff einen Bereich innerhalb der Gesellschaft, der zwischen dem staatlichen, dem wirtschaftlichen und dem privaten Sektor angesiedelt ist. Die Zivilgesellschaft umfasst die Gesamtheit des Engagements der Bürgerinnen und Bürger eines Landes – zum Beispiel in Vereinen, Verbänden und vielfältigen Formen von Initiativen und sozialen Bewegungen. Dazu gehören alle Aktivitäten, die nicht profitorientiert und nicht abhängig von parteipolitischen Interessen sind. Verschiedene Politikwissenschaftler beschreiben die Zivilgesellschaft als Komponente, die neben dem Staat und den Kräften des Marktes notwendig ist, um eine ideale pluralistische Gesellschaft von engagierten Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen [En23].

Von Überparteilichkeit, die dadurch gekennzeichnet wäre, sich parteipolitisch neutral zu verhalten, kann jedoch keine Rede sein. Diesbezüglich heißt es in dem Buch „Der NGO-Komplex“ wie folgt:

Björn Harms: So hat sich über die Jahre ein „zivilgesellschaftlicher“ Komplex entwickelt, der über enorme Macht verfügt und in der klassischen Verfassungslehre der Bundesrepublik überhaupt nicht vorgesehen ist. Nicht-demokratisch-legitimierte Organisationen gewinnen die Deutungshoheit über die Öffentlichkeit und bestimmen etwa bei der Gesetzgebung mit [En24].

Die Finanzierung dieser „Zivilgesellschaft“ sollte sogar gesetzlich abgesichert werden, nachlesbar in dem Gesetzesentwurf zum Demokratieförderungsgesetz. Diesbezüglich heißt es auf der Website des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend immer noch wie folgt:

BMFSFJ.de vom 16.2.2023: Gesetz zur Stärkung von Maßnahmen zur Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung, Extremismusprävention und politischen Bildung (Demokratiefördergesetz).

Zur Stärkung der engagierten Zivilgesellschaft und zur Förderung der Demokratie hat die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht. Mit dem Demokratiefördergesetz wird der Bund erstmals gesetzlich mit der Demokratieförderung, der Gestaltung gesellschaftlicher Vielfalt und der Extremismusprävention beauftragt [En25].

Und im Gesetzesentwurf dieses Gesetzes, der bereits in 1. Lesung im Deutschen Bundestag verabschiedet wurde, aber seitdem auf „Eis“ liegt, heißt es:

§ 1
Anwendungsbereich
(1) Dieses Gesetz dient der Förderung und Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des zivilgesellschaftlichen Engagements im gesamten Bundesgebiet zur Wahrung der Normen und Werte des Grundgesetzes und zur Erhaltung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.
(2) Der Bund ergreift hierzu eigene und fördert zivilgesellschaftliche Maßnahmen mit gesamtstaatlicher Bedeutung zur Erhaltung und Stärkung der Demokratie, zur politischen Bildung, zur Prävention jeglicher Form von Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie zur Gestaltung von gesellschaftlicher Vielfalt und Teilhabe.

Mit einer Verabschiedung dieses Gesetzes kann unter der von Bundeskanzler Friedrich Merz geführten neuen Bundesregierung wohl nicht mehr gerechnet werden, zumal das Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zu diesem Gesetz zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die Zuständigkeit des Bundes für eine solche Förderung nicht gegeben ist.

18 Braucht es rechte Parteien?

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Dieser Frage beantwortete der Politikwissenschaftler Robert Willacker, gebürtiger Brasilianer, aber in Franken aufgewachsen, vor einem „linken“ Publikum anlässlich der Wiener Festwochen im Juni 2024 auf eine Art und Weise, die ihm aus linken Kreisen viel Kritik einbrachte.

Zwei kurze Zitate aus dieser Rede machen deutlich, warum der Applaus der Zuhörer auf diese Rede im Vortragsraum ausblieb.

Wie dem auch immer sei: Robert Willacker geht von der Annahme aus, dass das linke Spektrum der so genannten Gutmenschen rechte Parteien sogar braucht, um die eigene überlegene Moral und Haltung nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor dem gemeinsamen Wir rechtfertigen zu können?

Robert Willacker: Meine Damen und Herren, der moralische Ablasshandel im Kampf gegen Rechts ist [...] längst zu einer gigantischen Selbstbestätigungs-Maschinerie geworden. [...]. Es sind aber nicht nur Ihre Schuldgefühle, die den Kampf gegen Rechts am Laufen halten, sondern auch findige und geschäftstüchtige Linke, die daraus ein alles andere als antikapitalistisches Einkommensmodell entwickelt haben. „Der Krieg ernährt den Krieg,“ das wusste schon der olle Schiller und ließ es darum im zweiten Teil der Wallenstein-Trilogie den General Isolani in die Welt hinausposaunen. Und wie der Krieg den Krieg ernährt, so ernährt auch der Kampf gegen Rechts den Kampf gegen Rechts.

Die Politik bestellt, und die steuergeldfinanzierte NGO-Industrie liefert. Zu Ihrer Ehrenrettung muss ich sagen: In Österreich sind diese bizarren Auswüchse noch nicht ganz so weit wie in Deutschland [En26].

19 Der dem Gemeinwohl verpflichtete Bürger

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Eine Republik benötigt aufgeklärte Bürger, die dazu in der Lage sind, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Betreutes und im Sinne der politischen Eliten für wahr und alternativlos gehaltenes „richtiges Denken“ vermag diesem Anspruch nicht zu genügen.

In einer Gesellschaft, in der Personen, die nicht so denken, wie das die so genannte Political Correctnes erwarte, müssen solchermaßen unangepasste Menschen bedauerlicherweise schon heute damit rechnen, aus diesem Grunde ausgegrenzt und sogar bestraft zu werden, wenn dieses falsche Denken als delegitimierendes Denken oder als Hass und Hetze bewertet werden kann, wenn dieses Denken öffentlich oder in den sozialen Medien geäußert und verbreitet wird. Diese Tatsache lässt die Annahme zu, dass sich die Demokratie in Deutschland in einem bedauernswerten Zustand befindet.

Warum?

Ein demokratisches Miteinander setzt einen gesunden Staatskörper, also eine funktionierende Republik, voraus. Wenn aber das Denken und das sich daran anschließende Äußern persönlicher Meinungen von staatlichen Stellen und sogar von vorstaatlichen Meldestellen, als falsches Denken bereits erfasst und als solches registriert und bewertet wird, dann läuft eine Demokratie Gefahr an ihrem eingebildeten rechtgläubigen Denken zu ersticken. Das umso mehr, wenn eingerichtete Meldestellen sogar unter Zuhilfenahme einer speziellen Software in den sozialen Netzwerken nach Äußerungen suchen, die den Ansprüchen auf Korrektheit nicht mehr genügen.

Welche Folgen solch ein fehlgeleiteter und als alternativlos bezeichneter Glaube an die eigene Rechtgläubigkeit haben kann, darauf hat bereits vor 90 Jahren Alexis de Tocqueville eine überzeugende Antwort gefunden. In seinen Ausführungen „Über die Demokratie in Amerika“ heißt es:

Alexis de Tocqueville: Ich weiß kein Land, für das eine Revolution gefährlicher wäre als für eine Demokratie, weil sie hier – abgesehen von den zufälligen und vorübergehenden Übeln, die anzurichten sie nie verfehlt – immer droht, dauernd, ja sozusagen ewige Übel zu verursachen. Ich glaube, es gibt ehrenhaften Widerstand und legitime Auflehnung. Ich sage also nicht ohne Einschränkung, die Menschen demokratischer Zeiten dürften niemals eine Revolution unternehmen; aber ich meine, sie haben alle Ursache, länger zu zögern als alle anderen, ehe sie sich dazu entschließen, und sie sollten lieber viele Mängel der bestehenden Ordnung hinnehmen, ehe sie auf eine so gefährliche Abhilfe zurückgreifen.

An anderer Stelle heißt es:

Die politische Welt wandelt sich; von nun an müssen wir für neue Übel neue Abhilfe finden [En27].

Das kann aber nicht gelingen, wenn die Meinungsfreiheit in einem Maße eingeschränkt wird, wie das bereits heute in der Bundesrepublik Deutschland der Fall ist.

Wie dem auch immer sei: Durch Ausgrenzung und auch durch eine noch so hohe Brandmauer, lässt sich auf Dauer der Bürgerwille nicht ausgrenzen. Diejenigen, die solch eine Brandmauer sogar am liebsten mit elektrischen Zäunen oder mit Stacheldraht sichern wollen, sollten sich vielmehr fragen, ob die Brandmauer nicht doch eher dem Zweck das eigene Denken einzuhehen, sich also selbst vor dem eingebildeten Bösen zu schützen, weil ein Überschreiten der Brandmauer, hin zu den Andersdenkenden, Mut und die Bereitschaft zum Dialog voraussetzt.

20 Der Kampf gegen Rechts grenzt an Ablenkung

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Ablenkung von den großen Problemen, die immer dringender werden und einer Lösung bedürfen.

Der Kampf gegen Rechts erinnert in diesem Sachzusammenhang gesehen an den erfolglosen Kampf von Don Quichotte und seinem Diener gegen Windmühlen.

Wie dem auch immer sei: Die große Ablenkung, so wie Wolfgang Herles den Kampf gegen Rechts beschreibt, könnte dazu führen, eine ganze Gesellschaft sozusagen irrezumachen.

Wolfgang Herles: Der „Kampf gegen Rechts“ lenkt ab von Herausforderungen, die nicht angenommen, von Debatten, die nicht geführt werden. Wenn Schwarzrot nach weniger als vier Jahren zerbrechen sollte, weil es den Niedergang des Landes nicht aufhalten kann, wird auch der „Kampf gegen Rechts“ nicht mehr helfen.

An anderer Stelle heißt es:

Er [der Kampf gegen Rechts] ist das Einzige, was Schwarzrot zusammenschweißt. Die AfD wird zur Bedrohung der Demokratie aufgeblasen. Ihre parlamentarische Arbeit wird erschwert, ihre legitime Mitwirkung behindert. Statt mit dieser in Teilen gesichert trübsinnigen Truppe politisch zu wetteifern, wird sie vom Verfassungsschutz delegitimiert. Ein aussichtsloses Unterfangen. Die „demokratische Mitte“ tut so, als sei die Brandmauer ein Festungswall gegen die Belagerung von Rechts. In Wahrheit hungert sich „unsere Demokratie“ damit nur selbst aus [En28].

Das kann nur dadurch verhindert werden, dass die Republik, so wie sie in diesem Aufsatz beschrieben wurde, wieder zu einem gesunden Staatskörper gemacht wird, indem die Software dieses Körpers, das Denken der in diesem Körper lebenden Menschen, wieder normal wird, also am Gemeinwohl orientiert.

21 Quellen

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Endnote_01
Hamilton, Madison, Jay – Die Federalist Papers: Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1993
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Endnote_02
Ulrike Guérot: Warum Europa eine Republik werden muss. Eine politische Utopie. Pieper-Verlag 2023, Seite 106
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Endnote_03
Ebd. Ulrike Guérot, Seite 108
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Endnote_04
1848, die Republik und die lebendige Kunst. Ausstellung des Musée d’Orsay – 24. Februar - 31. Mai 1998.
https://www.musee-orsay.fr/sites/default/
files/2020-12/fiche_visite_1848.pdf
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Endnote_05
Die Verfassung der V. Republik.
https://www.elysee.fr/de/franzoesisches-praesidialamt/
die-verfassung-der-fuenften-republik
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Endnote_06
Hannah Arendt. Über die Revolution. Piper-Verlag 2019, Seite 154.
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Endnote_07
Ebd. Ulrike Guérot, Seite 233
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Endnote_08
Ebd. Ulrike Guérot, Seite 269
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Endnote_09
EuGH, Urteil vom 29. April 2025 – C 181/23.
https://curia.europa.eu/juris/document/document.
jsf?text=&docid=298576&pageIndex=0&doclang=
DE&mode=req&dir=&occ=first&part=1
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Endnote_10
Jean-Jacques Rousseau. 1. Buch, 6. Kapitel. Der Gesellschaftsvertrag
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Endnote_11
Jean-Jacques Rousseau. 3. Buch, Kapitel 4: Demokratie
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Endnote_12
Jean-Jacques Rousseau. 2. Buch. Kapitel 11. Verschiedene Systeme der Gesetzgebung
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Endnote_13
Verantwortung für Deutschland. Koalitionsvertrag zwischen
CDU, CSU und SPD. 21. Legislaturperiode
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Endnote_14
Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz zur neuen Bundesregierung vor dem Deutschen Bundestag am 14. Mai 2025 in Berlin:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/
regierungserklaerung-von-bundeskanzler-
friedrich-merz-2347888
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Endnote_15
Destatis.de. Pressemitteilung vom 8. April 2025: 1 % der Vollzeitbeschäftigten verdiente im Jahr 2024 mehr als 213 286 Euro brutto.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/
Verdienste-Branche-Berufe/_inhalt.html
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Endnote_16
Netzwerk Steuergerechtigkeit.
https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/
gerechtigkeitscheck-sonderausgabe-zum-jahrbuch/
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Endnote_17
Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert, C.H. Beck, Seite Seite 640
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Endnote_18
Spiegel.de vom 14.10.2008. Marktwirtschaftler Merz Friedrich gegen den Rest der Welt
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/marktwirtschaftler-merz
-friedrich-gegen-den-rest-der-welt-a-583944.html
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Endnote_19
Manova-News.de vom 17.5.2025: Fahrplan in den Abgrund.
https://www.manova.news/artikel/fahrplan-in-den-abgrund
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Endnote_20
Oya-online.de Ausgabe 1/2020. Allmende revisited
Eine »große Erzählung« findet wieder Gehör.
https://lesen.oya-online.de/texte/21-allmende-revisited.html
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Endnote_21
Die „Diktatur des Relativismus“ und das Maß des wahren Humanismus
https://www.benedictusxvi.org/predigten/die-diktatur-
des-relativismus-und-das-mass-des-wahren-humanismus
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Endnote_22
Alexis de Tocqueville. Über die Demokratie in Amerika. Reclam 2021, Seite 411 bis 413
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Endnote_23
BMZ: Zivilgesellschaft: www.bmz.de/de/service/lexikon/zivilgesellschaft-14976
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Endnote_24
Björn Harms. Der NGO-Komplex. Wie die Politik unser Steuergeld verprasst. LVM-Verlag 2025, Seite 65
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Endnote_25
BMFSFJ.de vom 16.2.2023: Gesetz zur Stärkung von Maßnahmen zur Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung, Extremismusprävention und politischen Bildung (Demokratiefördergesetz).
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/gesetze/
gesetz-zur-staerkung-von-massnahmen-zur-demokratiefoerderung-
vielfaltgestaltung-extremismuspraevention-und-politischen-
bildung-demokratiefoerdergesetz--207726 - aufgerufen am 23.5.2025
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Endnote_26
Robert Willacker: Wiener Festwochen 2024 - Braucht es rechte Parteien?
https://redemanufaktur.com/wp-content/uploads/
2024/06/20240625_Willacker_Transkript_Struktur_Stil.pdf
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Endnote_27
Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika, Reclam 2021, Seite 427 und 428
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Endnote_28
Tichyseinblick.de vom 24.5.2025: Kampf gegen Rechts: Die große Ablenkung.
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/herles-
faellt-auf/kampf-gegen-rechts-die-grosse-ablenkung/
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